Energiearmut ist ein drängendes soziales Problem, das weit über die bloße Unfähigkeit hinausgeht, die Stromrechnung zu bezahlen. Energiearmut bedeutet, dass Haushalte mit geringem Einkommen durch die steigenden Energiekosten und mangelnde Energieeffizienz ihrer Wohnverhältnisse stark belastet werden.
Es betrifft Millionen von Haushalten, die täglich vor der schwierigen Entscheidung stehen, ob sie ihr Zuhause heizen oder andere grundlegende Bedürfnisse decken sollen. Diese Situation führt nicht nur zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern kann auch ernsthafte gesundheitliche und soziale Folgen haben. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff, und wie können wir als Gesellschaft dagegen vorgehen?
Von Energiearmut sind vor allem Haushalte mit geringem Einkommen betroffen. Dazu gehören Empfänger*innen von Transferleistungen, Rentner*innen mit niedrigen Renten und Familien mit Kindern, deren Einkommen knapp über den Grenzen für staatliche Unterstützung liegt. Diese Haushalte haben oft nicht die finanziellen Mittel, um in energieeffiziente Geräte oder Maßnahmen zu investieren, die langfristig Energiekosten senken würden.
In Deutschland sind bereits Millionen von Haushalten von Energiearmut betroffen. Besonders in schlecht isolierten Gebäuden und bei steigenden Energiepreisen wird die Situation für viele Menschen immer schwieriger. Die Energiewende muss daher sozial verträglich gestaltet werden, um keine sozialen Ungleichheiten zu verschärfen.
Das große Problem der Energiewende: Für Haushalte, die Transferleistungen beziehen, oder für Haushalte, die in Lohn und Brot stehen und knapp über diesen Grenzen liegen, wird es immer schwieriger, die hohen Energiekosten zu bezahlen.
Energiearmut ist ein zentrales Problem der Energiewende für Haushalte mit geringem Einkommen. Sie manifestiert sich in mehreren Hauptursachen und Aspekten:
Die Folgen der Energiearmut sind vielfältig. Wenn Energiekosten unerschwinglich werden, müssen viele Menschen ihre Wohnungen unzureichend heizen, was zu gesundheitlichen Problemen wie Atemwegserkrankungen und chronischen Krankheiten führen kann. Zudem verschärft Energiearmut die soziale Armut, da betroffene Haushalte gezwungen sind, an anderen lebenswichtigen Ausgaben zu sparen. Dies kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und die soziale Isolation verstärken. Auch die Energieeffizienz leidet, da Haushalte oft nicht die Mittel haben, in moderne, energieeffiziente Geräte oder die Sanierung des Gebäudebestands zu investieren. Um dem entgegenzuwirken, sind gezielte Maßnahmen und Unterstützungen notwendig.
Daher sei es wichtig, die Energiewende auch für Menschen, die nicht so viel haben, bezahlbar zu machen und entsprechende Anreize zu setzen, sagt der Leiter des Energiesparservices der Caritas Dortmund, Mario Marques de Carvalho.
Die Energiewende sozial verträglich zu gestalten bedeutet, sicherzustellen, dass die Maßnahmen zur Umstellung auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz allen gesellschaftlichen Gruppen zugutekommen und keine sozialen Ungleichheiten verschärft werden. Hier sind einige Vorschläge, wie dies erreicht werden kann:
Energetische Sanierung von Sozialwohnungen:
Sanierungsprogramme: Staatliche Programme zur energetischen Sanierung von Sozialwohnungen und einkommensschwachen Wohngebieten, um die Energieeffizienz zu verbessern und die Heizkosten zu senken.
Mieterrechte: Sicherstellung, dass Mieter durch energetische Sanierungen nicht durch drastische Mieterhöhungen verdrängt werden.
Durch diese Maßnahmen kann die Energiewende so gestaltet werden, dass sie sozial gerecht ist und alle Teile der Gesellschaft davon profitieren, ohne dass bestehende soziale Ungleichheiten verschärft werden.
Menschen mit geringem Einkommen können den kostenlosen Stromspar-Check des Energie Energiesparservices der Caritas Dortmund als Kooperationspartner der DEW in Anspruch nehmen. Teilnehmen können Dortmunder Bürger*innen, die einen Dortmund-Pass besitzen oder Arbeitslosengeld II, Wohngeld beziehen oder von Grundsicherung leben. Erweitert wurde das Angebot für alle Haushalte, deren Einkommen unter der Pfändungsgrenze liegen, also besonders Rentner mit geringer Rente und Familien mit Kindern.
„Wenn wir im Rahmen der Beratung feststellen, dass Kühl- oder Gefriergeräte viel Energie verbrauchen, dann gibt es eine Art Abwrackprämie mit Zuschüssen beim Kauf eines effizienten Geräts“, erklärt Marques. Das sei eine sinnvolle Investition, da damit auch der CO2-Ausstoß gemindert werde. Also ein positiver Beitrag zum Dortmunder Klimaschutz
Rund 25.000 Haushalte wurden seit dem Beginn des Projektes im Jahr 2009 bereits beraten. Das sind im Schnitt 1400 Haushalte im Jahr. In diesem Jahr hat der Energiesparservice der Dortmunder Caritas als Kooperationspartner der DEW21 bereits 743 Beratungen abgeschlossen. Zu 85 Prozent in Haushalten, die Bürgergeldempfänger*innen sind. Aber unter anderem auch solche, die Wohngeld empfangen oder aufstockende Leistungen bekommen.
Beratung bestehen immer aus zwei Terminen. Im Zuge des ersten Termins wird eine Art Bestandsaufnahme durchgeführt. Dazu gibt es einen gemeinsamen Gang durch die Wohnung mit einem Check aller Geräte. Im zweiten Termin werden den Kund*innen individuelle Sparmöglichkeiten aufgezeigt.
Marques weiß: Den Durchlauferhitzer unterschätzen viele Kund*innen. „Das ist so ein Gerät, relativ unauffällig im Badezimmer. Darauf achtet meist keiner.“
Nicht selten ist es Kund*innen gar nicht möglich, etwa aufgrund von Schufa-Einträgen, den Energieanbieter zu wechseln. Der reine Wille reicht also nicht aus. Und dabei ist es zwingend notwendig Energiearmut zu vermeiden und Chancengleichheit zu sichern.
Das fange in der Schule an, wo Kinder Hausaufgaben mit dem Tablet machten. „Dafür braucht man Internet. Und wenn ich keinen Strom habe, habe ich kein Internet. Das heißt, der Bereich der Bildung wird komplett abgeschnitten.“
Menschen, die Transferleistungen beziehen, hätten sowieso schon damit zu kämpfen, dass sie an einigen Stellen abgegrenzt werden. „Gerade bei älteren Menschen haben wir zudem die Erfahrung gemacht, dass sie sich die Energiekosten eher vom Mund absparen als Leistungsansprüche geltend zu machen“, sagt Marques. Energiearmut bei älteren Menschen passiere meist im Hintergrund. „Das kriegt man nicht mit. Weil die damit auch nicht so hausieren gehen. Die sparen lieber am Essen.“