Nachhaltigkeit

Strom und Heizung für alle: Energiearmut beenden

Täglich versorgt DEW21 etwa 300.000 Menschen mit Strom, Wärme, Erdgas und Wasser. Als regionaler Versorger steht dabei die Zusicherung zuverlässiger Stromtarife für die Kundschaft an erster Stelle. Dabei setzt die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH im Sinne des Klimaschutzes auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Energiequellen. Doch Zugang zu sauberer Energie ist nicht für alle Menschen leicht zugänglich.
von Rebecca Alishah

Bei DEW21 werden erneuerbare Energien weiter ausgebaut, wo immer sich eine Chance dazu bietet. Das Ziel ist eine klimaneutrale DEW21 im Jahr 2035. Rein rechnerisch kann das Unternehmen rund 190.000 Verbraucher*innen mit klimafreundlichem Strom versorgen.

Das große Problem der Energiewende: Für Haushalte, die Transferleistungen beziehen, oder für Haushalte, die in Lohn und Brot sind und knapp über diesen Grenzen sind, wird es immer schwieriger, die hohen Energiekosten zu bezahlen.

Energiearmut ist ein zentrales Problem der Energiewende für Haushalte mit geringem Einkommen. Sie manifestiert sich in mehreren Aspekten:

  1. Hohe Energiekosten: Die Energiewende bringt oft höhere Energiepreise mit sich, da Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur finanziert werden müssen. Für einkommensschwache Haushalte bedeutet dies einen größeren Anteil ihres Budgets für Energieausgaben.
     
  2. Eingeschränkte Mittel: Haushalte mit wenig Einkommen haben oft nicht die finanziellen Mittel, um in energieeffiziente Geräte oder Maßnahmen zu investieren, die langfristig Energie und Kosten sparen würden.
     
  3. Unzureichende Wohnverhältnisse: Viele einkommensschwache Haushalte leben in schlecht isolierten Wohnungen mit veralteten Heizsystemen. Die Mieter haben oft wenig Einfluss auf notwendige energetische Sanierungen, die die Energiekosten senken könnten.
     
  4. Soziale Isolation und Gesundheitsrisiken: Energiearmut kann dazu führen, dass Haushalte aus Kostengründen auf Heizung verzichten. Dies kann nicht nur zu physischen Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen führen, sondern auch zu sozialer Isolation, da kalte Wohnungen weniger einladend für Besuche sind.
     
  5. Unzureichende Unterstützung: Trotz staatlicher Förderprogramme und sozialer Hilfen erreichen diese Unterstützungen oft nicht die bedürftigsten Haushalte, entweder wegen mangelnder Information, komplexer Antragsprozesse oder weil die Hilfen nicht ausreichend sind.

Zusammengefasst bedeutet Energiearmut, dass Haushalte mit geringem Einkommen durch die steigenden Energiekosten und mangelnde Energieeffizienz ihrer Wohnverhältnisse stark belastet werden, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.

Man muss sich über eins im Klaren sein: in der heutigen Zeit ist eine soziale Teilhabe am Leben ohne Energie erschwert – wenn nicht gar unmöglich.
Mario Marques de Carvalho, Leiter des Energiesparservices der Caritas Dortmund

Daher sei es wichtig, die Energiewende auch für Menschen, die nicht so viel haben, bezahlbar zu machen und entsprechende Anreize zu setzen, sagt der Leiter des Energiesparservices der Caritas Dortmund als Kooperationspartner der DEW, Mario Marques de Carvalho.

Soziale Aspekte der Energiewende

Die Energiewende sozial verträglich zu gestalten bedeutet, sicherzustellen, dass die Maßnahmen zur Umstellung auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz allen gesellschaftlichen Gruppen zugutekommen und keine sozialen Ungleichheiten verschärft werden. Hier sind einige Vorschläge, wie dies erreicht werden kann:

Gezielte finanzielle Unterstützung:

Subventionen und Zuschüsse: Bereitstellung von gezielten Subventionen und Zuschüssen für einkommensschwache Haushalte zur Installation von energieeffizienten Geräten und erneuerbaren Energien, wie Solaranlagen und Wärmepumpen.

Energieberatungsdienste: Kostenlose Energieberatungsdienste für einkommensschwache Haushalte, um ihnen zu helfen, Energie zu sparen und Zugang zu Förderprogrammen zu finden.

Staffeltarife: Gestaltung von Energiepreisen in Form von Staffeltarifen, bei denen Grundbedarfe zu günstigeren Preisen angeboten werden und höhere Verbräuche teurer sind, um Grundbedürfnisse bezahlbar zu halten.   

Kleine Finanzierungen: Bereitstellung von Mikrokrediten oder kleinen Investitionshilfen für einkommensschwache Haushalte, um ihnen die Beteiligung an solchen Projekten zu ermöglichen.

 

Energetische Sanierung von Sozialwohnungen:

Sanierungsprogramme: Staatliche Programme zur energetischen Sanierung von Sozialwohnungen und einkommensschwachen Wohngebieten, um die Energieeffizienz zu verbessern und die Heizkosten zu senken.

Mieterrechte: Sicherstellung, dass Mieter durch energetische Sanierungen nicht durch drastische Mieterhöhungen verdrängt werden.

Durch diese Maßnahmen kann die Energiewende so gestaltet werden, dass sie sozial gerecht ist und alle Teile der Gesellschaft davon profitieren, ohne dass bestehende soziale Ungleichheiten verschärft werden.

Das passiert in Dortmund in Kooperation mit dem Energiesparservice des Caritasverbands Dortmund, den Marques leitet. "Unsere Hauptaufgabe ist, den Menschen zu zeigen, wo in ihrer Wohnung die größten Energieverbraucher sind", erklärt Marques. Oft erhalten Haushalte ihre Abrechnung, ohne zu wissen, wo die größten Energiefresser sind. Nach der Beratung soll klar sein, welche Geräte viel Energie verbrauchen.

Kostenloser Energiesparservice

Menschen mit geringem Einkommen können den kostenlosen Stromspar-Check des Energie Energiesparservices der Caritas Dortmund als Kooperationspartner der DEW in Anspruch nehmen. Teilnehmen können Dortmunder Bürger*innen, die einen Dortmund-Pass besitzen oder Arbeitslosengeld II, Wohngeld beziehen oder von Grundsicherung leben. Erweitert wurde das Angebot für alle Haushalte, deren Einkommen unter der Pfändungsgrenze liegen, also besonders Rentner mit geringer Rente und Familien mit Kindern.

„Wenn wir im Rahmen der Beratung feststellen, dass Kühl- oder Gefriergeräte viel Energie verbrauchen, dann gibt es eine Art Abwrackprämie mit Zuschüssen beim Kauf eines effizienten Geräts“, erklärt Marques. Das sei eine sinnvolle Investition, da damit auch der CO2-Ausstoß gemindert werde. Also ein positiver Beitrag zum Dortmunder Klimaschutz

Viele Kunden kommen erst zu uns, wenn es eigentlich schon dunkel in der Wohnung ist. Oder sie haben eine Sperrandrohung bekommen. In vielen dieser Fälle kriegt man die Kuh aber schnell wieder vom Eis.
Mario Marques de Carvalho, Leiter des Energiesparservices in Dortmund

Rund 25.000 Haushalte wurden seit dem Beginn des Projektes im Jahr 2009 bereits beraten. Das sind im Schnitt 1400 Haushalte im Jahr. In diesem Jahr hat der Energiesparservice der Dortmunder Caritas als Kooperationspartner der DEW21 bereits 743 Beratungen abgeschlossen. Zu 85 Prozent in Haushalten, die Bürgergeldempfänger*innen sind. Aber unter anderem auch solche, die Wohngeld empfangen oder aufstockende Leistungen bekommen.

Beratung bestehen immer aus zwei Terminen. Im Zuge des ersten Termins wird eine Art Bestandsaufnahme durchgeführt. Dazu gibt es einen gemeinsamen Gang durch die Wohnung mit einem Check aller Geräte. Im zweiten Termin werden den Kund*innen individuelle Sparmöglichkeiten aufgezeigt.

Marques weiß: Den Durchlauferhitzer unterschätzen viele Kund*innen. „Das ist so ein Gerät, relativ unauffällig im Badezimmer. Darauf achtet meist keiner.“

Zugang zu sauberer Energie

Nicht selten ist es Kund*innen gar nicht möglich, etwa aufgrund von Schufa-Einträgen, den Energieanbieter zu wechseln. Der reine Wille reicht also nicht aus. Und dabei ist es zwingend notwendig Energiearmut zu vermeiden und Chancengleichheit zu sichern.

Eine soziale Teilhabe am Leben, ohne Energie, das ist nicht mehr möglich
Mario Marques de Carvalho, Leiter des Energiesparservices in Dortmund

Das fange in der Schule an, wo Kinder Hausaufgaben mit dem Tablet machten. „Dafür braucht man Internet. Und wenn ich keinen Strom habe, habe ich kein Internet. Das heißt, der Bereich der Bildung wird komplett abgeschnitten.“

Energiewende muss Chancengleichheit sicherstellen

Menschen, die Transferleistungen beziehen, hätten sowieso schon damit zu kämpfen, dass sie an einigen Stellen abgegrenzt werden. „Gerade bei älteren Menschen haben wir zudem die Erfahrung gemacht, dass sie sich die Energiekosten eher vom Mund absparen als Leistungsansprüche geltend zu machen“, sagt Marques. Energiearmut bei älteren Menschen passiere meist im Hintergrund. „Das kriegt man nicht mit. Weil die damit auch nicht so hausieren gehen. Die sparen lieber am Essen.“

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