Technik

Von der Ruhr zum Hahn: Der Prozess der naturnahen Wasseraufbereitung

Täglich versorgt DEW21 etwa 600.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser aus der Ruhr. Ein 2.158 Kilometern langes Wasserleitungsnetz erstreckt sich über Dortmund, Herdecke, Holzwickede, Schwerte und Teile von Iserlohn. Im Jahr 2022 wurden darüber etwa 42,4 Millionen Kubikmeter Wasser transportiert. Doch bevor das Wasser aus dem Hahn kommt, muss es aufbereitet werden. Tanja Vock von der DEW-Tochter Wasserwerke Westfalen GmbH hat uns erklärt, wie dieser Prozess abläuft.
von Ole Lünnemann
Wasserwerk-Hengsen-Naturnahe-Wasseraufbereitung

Die Wassergewinnung erfolgt durch künstliche Grundwasseranreicherung mit Oberflächenwasser der Ruhr, wobei das Wasser in einem umweltschonenden, naturnahen Aufbereitungsprozess gereinigt wird.

Was ist naturnahe Wasseraufbereitung?

Wie genau der Prozess der naturnahen Wasseraufbereitung abläuft, erklären wir am Beispiel des Wasserwerks Hengsen, das Teile von Dortmund, Wickede, Iserlohn und Schwerte mit Trinkwasser versorgt.

Im Grunde bilden wir den natürlichen Wasserkreislauf nach. Regenwasser sickert in den Untergrund, wird auf seiner Reise durch verschiedene Gesteins- und Sandschichten gefiltert und zu sauberem Grundwasser. Genau diesen Prozess bilden wir nach.
Tanja Vock, Pressesprecherin der Wasserwerke Westfalen.

1. Rohwasserentnahme und Sedimentation
Wasser aus der Ruhr wird entnommen und in einen See auf dem Wasserwerksgelände geleitet, der als Sedimentationsbecken fungiert. Dieser Prozess sorgt dafür, dass grobe Verunreinigungen entfernt werden, indem sich unter anderem Pflanzenreste auf den Boden absetzen.

2. Kiesvorfiltration
Das Wasser fließt nach der Sedimentation durch Kiesfilter, die größere Schwebstoffe zurückhalten.

3. Langsamsandfilter
Das Wasser wird durch Sandfilter geleitet, wo es mechanisch und biologisch gereinigt wird. Mikroorganismen im Sand fressen die Inhaltsstoffe des Wassers.

4. Untergrundpassage
Das Wasser sickert durch die ca. 7 – 8 m tiefe Schicht natürlicher Ruhrkiese und mischt sich in der Tiefe mit dem Grundwasser. 

Das naturnahe Verfahren der Trinkwassergewinnung wird aus Vorsorgegründen um zusätzliche technische Aufbereitungsschritte ergänzt.

5. Ozonung und Flockung
Ozon wird zugeführt, um Eisen- und Manganreste zu oxidieren, organische Verbindungen zu zersetzen und Keime abzutöten. Flockungsmittel werden bei Bedarf eingesetzt, um feine Schwebstoffe zu größeren Flocken zu verbinden, die leichter herausgefiltert werden können.

6. Mehrschichtfiltration
Das Wasser wird in Schnellfiltern mit zwei Schichten gereinigt: Anthrazitkohle filtert grobe Stoffe heraus, während Quarzsand für die Feinfiltration sorgt.

7. Adsorption an Korn-Aktivkohle
Aktivkohlefilter absorbieren biologisch schwer abbaubare organische Stoffe wie Pflanzenschutzmittel oder Medikamentenrückstände effektiv aus dem Wasser.

8. Physikalische Entsäuerung
Durch das Einblasen von Luft ins Wasser wird Kohlendioxid entfernt, wodurch der pH-Wert steigt und die Säurewirkung verringert wird.

9. UV-Desinfektion
Das Trinkwasser wird vor dem Eintritt in die Versorgungsnetze mittels UV-Licht behandelt. Die Bestrahlung zerstört die Erbsubstanz von Mikroorganismen und verhindert so ihre Vermehrung.

Während des gesamten Aufbereitungsprozesses wird das Wasser kontinuierlich überwacht und täglich von einem unabhängigen Labor kontrolliert, um die Qualität des Trinkwassers sicherzustellen.

Schutz- und Lebensraum für die Natur

Das Verfahren der naturnahen Wasseraufbereitung schont die Umwelt und schafft wichtige Lebensräume für die Natur auf den Geländen der Wasserwerke Westfalen. Die Wassergewinnungsgelände erstrecken sich über mehr als 500 Hektar und sind als Wasserschutzzone gekennzeichnet. Diese Bereiche sind für die Öffentlichkeit gesperrt und bieten vielen Tieren Lebensraum. Der Geisecker Stausee im Wasserwerk Hengsen ist zum Beispiel ein wichtiges Rastgewässer für Wasservögel in Nordrhein-Westfalen. Hier finden über 30 Vogelarten wie Blaumeisen, Buchfinken und Eisvögel Nahrung, Ruhe und Schutz während des Winters.

Der geschlossene Wasserkreislauf

Das Wasser aus der Ruhr wird als Trinkwasser genutzt und fließt nach Gebrauch in die Kläranlagen. Nach der Reinigung fließt es zurück in die Ruhr. Alle Stoffe, die in Haushalten ins Abwasser gelangen, müssen entfernt werden, bevor das Wasser wiederverwendet werden kann. Besonders problematisch ist die unsachgemäße Entsorgung von Chemikalien, Kosmetika und Arzneimitteln. Um den Wasserkreislauf zu schützen, ist es wichtig, das Wasser sauber zu halten und schädliche Stoffe ordnungsgemäß zu entsorgen.

Wir haben einen geschlossenen Wasserkreislauf. Alles, was Sie in den Abfluss gießen, muss auch wieder rausgeholt werden.
Tanja Vock, Pressesprecherin der Wasserwerke Westfalen.

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