Regionales

Ein Fund nach dem nächsten

Unsere Bauarbeiten sorgen für Geschichte(n). Was man nicht alles tief unter der Erde findet.
von Ole Lünnemann
DEW21 Ein Fund nach dem nächsten Stadtarchäologie

Mit unserem Fernwärmeprojekt, mit dem wir für Dortmund eine neue Wärmeinfrastruktur aufbauen und damit ab 2023 über 45.000 t CO2 pro Jahr einsparen, schlagen wir nicht nur ein neues Kapitel in Sachen klimafreundlicher Fernwärmeversorgung auf. Wir sorgen mit unseren Arbeiten auch dafür, dass einige Kapitel zur Dortmunder Stadtgeschichte hinzugefügt, ergänzt oder umgeschrieben werden können. Denn nahezu jedes Mal, wenn die DEW21 Bagger in der Innenstadt ins Erdreich greifen, sind der Dortmunder Stadtarchäologe Ingmar Luther und sein Team ganz vorne mit dabei, um sofort „Stop“ rufen zu können, wenn sie im Baufeld etwas „Verdächtiges“ entdecken.

Und das können sie recht häufig machen, denn innerhalb des Wallrings kann man oft nur wenige Zentimeter unter dem Pflaster tief in die Geschichte Dortmunds einsteigen. „So großflächige Eingriffe ins Erdreich wie durch die Fernwärmearbeiten von DEW21 haben wir bislang hier noch nie gehabt“, so Ingmar Luther, „Für uns als Archäolog*innen ist das ein absoluter Glücksfall“. Große Abschnitte der mittelalterlichen Stadtmauer konnten so wissenschaftlich untersucht, kartographiert und als Bodendenkmäler für die Nachwelt erhalten bleiben. Zusätzlich brachten die Bauarbeiten von DEW21 neue Erkenntnisse zu der mittelalterlichen Stadtbefestigung ans Licht. „Am Ostentor haben wir einen zusätzlichen Wassergraben gefunden, der bislang völlig unbekannt war“, erläutert Luther.

Hellweg älter, als vermutet

Auch die Geschichte des Hellwegs, dem wichtigen Handelsweg, der quer durch die Stadt führte und dafür sorgte, dass Dortmund eine der bedeutendsten Hansestädte im Mittelalter wurde, konnte durch das Fernwärmeprojekt neu geschrieben werden. Knapp zwei Meter unter dem heutigen Ostentor fanden die Archäolog*innen einen mit Holzbohlen und Flusskieselsteinen befestigten Weg, auf dem schwere Ochsenkarren in die Stadt fahren konnten. Untersuchungen ergaben, dass einige der Hölzer aus dem achten Jahrhundert stammen - der Hellweg muss also viel älter sein, als bisher vermutet wurde. „Acht Quadratmeter, die erst im privaten Pool eines Kollegen gelagert wurden, werden zurzeit fachgerecht konserviert und sollen dann im Museum für Kunst und Kulturgeschichte für die Öffentlichkeit zugänglich sein“, freut sich der Stadtarchäologe.

Zusätzlich konnten die Wissenschaftler*innen mit ihren Funden Erkenntnisse liefern, wie im mittelalterlichen Dortmund gelebt und gearbeitet wurde. So zeigten Materialreste, dass auch im Bereich des Friedensplatzes und im Umfeld der DEW21-Zentrale am Günter-Samtlebe-Platz Bunt- und Edelmetalle verarbeitet wurden. Und mit der Untersuchung eines Holzbackofens am Gänsemarkt wollen die städtischen Altertumsforscher*innenherausfinden, wie das Dortmunder Mittelalterbrot geschmeckt hat.

Ich bin ziemlich gespannt, ob wir auch außerhalb der Innenstadt Interessantes finden werden, denn das Dortmunder Umfeld war schon in der Steinzeit besiedelt.
Ingmar Luther

Vor wenigen Wochen sorgte ein besonders gruseliger Fund bei unseren Fernwärmearbeiten für Schlagzeilen: Unweit der Klosterstraße zwischen Schwanenwall und Brüderweg, wo einst die Klosterkirche der Franziskaner stand, stießen die Bauarbeiter*innen auf über 30 Skelette, die hier beigesetzt wurden. Wer sie waren und warum sie in der Kirche beerdigt wurden, sollen jetzt die weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen.

Bis Ende 2022 wird DEW21 noch in der Innenstadt weiterarbeiten. Dann geht dieser Teil des neuen Fernwärmenetzes in Betrieb und damit schwinden für die Forscher*innen die Chancen, mit unseren Baustellen Einblicke ins mittelalterliche Dortmund bekommen zu können. Doch wenn wir mit unserem klimafreundlichen Netz Richtung Süden weiterwandern, dann werden auch Ingmar Luther und sein Team wieder ganz vorn an der Schüppe stehen: „Ich bin ziemlich gespannt, ob wir auch außerhalb der Innenstadt Interessantes finden werden, denn das Dortmunder Umfeld war schon in der Steinzeit besiedelt.“

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